Du liebst es, nackt oder in einem langen Nachtkleid zu schlafen? Wissenschaft und Geschichte erklären Deine Wahl.
Welche Nachtwäsche Du bevorzugst, liegt vorwiegend an Komfort und Stil. Es könnte eine Kimono-Satinrobe mit prächtigen Drucken sein. Oder ein minimalistischer Seidenpyjama. Vielleicht bevorzugst Du ein Set Shirt und Shorts oder ein feminines Nachthemd. Wie dem auch sei, wusstest Du, dass es auf der Welt viele andere Optionen für Nachtwäsche gibt und dass diese mit gesundheitlichen Vorteilen und kulturellen Erben einhergehen?
Das Nachthemd kann bis in die viktorianische Ära zurückverfolgt werden, in der die Adligen besagten, dass es angemessene Körperbekleidung zum Faulenzen zu Hause und zum Schlafengehen geben sollte. Da die sittsamen Menschen dieses Zeitalters Kleidung tadelten, die die weiblichen Formen akzentuierte, kam ein prüdes, gerade geschnittenes Nachthemd zustande. In den 1840er Jahren schlugen Schneider vor, dass das Nachtkleid mit Spitzenverzierungen verschönert werden kann. Dieses Konzept war den Ältesten jedoch nicht recht, was die englischen Damen dazu zwang, bis zum 19. Jahrhundert bei dem einfachen und diskreten Nachthemd zu bleiben. Später wurden dem Kleid Stiländerungen hinzugefügt; der Halsausschnitt wurde abgerundet und mit einem gerafften oder umhangähnlichen Kragen versehen, die Ärmel wurden gefältelt und ein Mieder wurde hinzugefügt, das entweder mit Bändern oder mit Knöpfen geschlossen wurde. Für den Winter wurden die Nachthemden aus rosa oder cremefarbenen Flanell gefertigt, die sommerlichen Varianten aus Baumwolle.
In den 1920er Jahren wurden schräg geschnittene Nachthemden zu einem Wahn, als sie von der Pariser Näherin Madeleine Vionnet eingeführt wurden. Die beliebten Trägerleibchen kommen von dem tief ausgeschnittenen rosa Nachthemd der Trendsetterin Mary d'Erlanger, die es so sehr mochte, dass sie es sogar als Ballkleid trug.
Du stehst auf Tuniken? Deine Nachthemden haben sich von denen entwickelt, die in Ägypten und Rom gebräuchlich waren. Diese Oberteile wurden aus rechteckigen Teilen geschnitten und mit Zwickel unter den Armen ausgestattet, um an Stoff zu sparen. Sie waren zwar formlos, aber überaus bequem; üblicherweise waren sie aus Leinen gefertigt, ein Gewebe, das Öl und Schweiß absorbiert. Wenn die Tunika verschmutzt war, konnte sie gebleicht und gekocht werden. Diese Hemden blieben einfach, bis sich Schneider in den 1800er Jahren entschieden, sie mit mehr Formen und Designs aufzuschmücken.
„Nackt, wie Gott Dich schuf“ heißt es – genauso, wie der Mensch auf die Welt gekommen ist. Im Englischen nennt man es „Birthday Suit“ (Adams-/Evaskostüm), ein Begriff, der in den 1700er Jahren geprägt war, um die Nacktheit von Babys zu beschreiben und auch heute noch gebräuchlich ist.
Die Briten sind dafür bekannt, in ihrem Adams-/Evaskostüm zu schlafen – was eigentlich überhaupt kein Kostüm ist. Vielleicht ist es eine faule Vorliebe, aber sie bringt, besonders im Sommer, Vorteile mit sich. Laut Huffington Post, haben Experten eine Verbindung zwischen nackt schlafen und Gewichtsverlust sowie der Prävention von Diabetes gefunden. In einem kleinen Experiment über vier Monate schliefen fünf Männer bei unterschiedlichen Temperaturen. Die Ergebnisse deuten auf die Vorteile eines kühleren Raumes und weniger Kleidung im Bett hin. Es stellte sich heraus, dass nackt zu schlafen dabei hilft, mehr Kalorien zu verbrennen. Bei Frauen kann es auch das Wachstum von Pilzen und Bakterien im Körper verhindern – besonders in Großbritannien, wo Pyjamas im Durchschnitt nur alle zwei Wochen gewaschen werden.
Im östlichen Teil der Welt schlafen die Japaner in ihren traditionellen Roben namens jinbei, einem Set zugehöriger Oberteile und Hosen aus Hanf (oder Baumwolle), die mit einzigartigen Mustern gefärbt werden. Das Oberteil hat dreiviertel lange Ärmel, fällt bis über die Hüften und wird von innen heraus mit einem Band zusammengebunden. Die Hose reicht zu den Knien und ist normalerweise locker und weit, um den Körper besser zu belüften. Jinbei ist die Lieblingssommerkleidung und wird von den Älteren auch an lässigen Tagen getragen.
In Indien trägt man shalwar kameez, ein traditionelles Outfit, das sowohl von Männern als auch von Frauen getragen wird. Das Oberteil ist gerade in einer flachen A-Form genäht. Schneider können ihre Fähigkeiten jedoch in der Form und Dekoration um den Ausschnitt und die Ärmel präsentieren. Darunter befindet sich eine bequeme, weite Hose, die bis zu den Knöcheln reicht.
Lange Seidenkleider, die cheongsam genannt werden, sind seit der Qing-Dynastie in China populär. Wörtlich übersetzt als „langes Hemd“, ist dieses einteilige Kleidungsstück Chinas Nationalkleidung für Frauen, ursprünglich ein locker sitzendes Kleid in Glockenform, das die Körperform der Frau, egal in welchem Alter, verbirgt. Die Geschichte webt jedoch eine neue Silhouette für den cheongsam, der jetzt mit einem schlankeren, figurnahen Schnitt hergestellt wird. Hohe Kragen, Muskelärmel und Schmetterlingsknöpfe machen dieses Kleid einzigartig, zusammen mit den Seitenschlitzen, die die Bewegung erleichtern.
Nachtwäsche kommt in vielen Formen und Ursprüngen, aber das Ziel ist einfach: Deinen Schlaf angenehmer als je zu machen. Egal, was Du im Bett trägst – ein koordinierter Pyjama, eine Tunika oder ein sinnliches Leibchen – achte darauf, dass es Dir jedes Mal den perfekten Komfort bietet, den Du brauchst.