Nachtmenschen schlafen vielleicht zu ungewöhnlichen Zeiten, was aber noch lange kein Grund ist, sie schief anzusehen. Immerhin wurde wissenschaftlich bewiesen, dass diese Menschen besonders intelligent sind und gegenüber Morgenmenschen einige Vorteile haben.
Schlafverfechter werden argumentieren, dass man unbedingt möglichst früh ins Bett gehen sollte. Wenn Ihnen Ihre innere Uhr aber erst weit nach Mitternacht den Auftrag gibt, ins Bett zu gehen, sind Sie wahrscheinlich eine Eule: ein Mensch, der bis tief in die Nacht hellwach und aktiv ist – ohne jegliche Anzeichen von Müdigkeit. Es ist nicht die Absicht der Eulen, möglichst spät schlafen zu gehen. Ihr Schlaf-Wach-Rhythmus folgt einfach anderen Regeln. Von Natur aus ein Nachtmensch zu sein, hat seine Vorteile – selbst wenn Sie deshalb am Morgen müde sind.
Eulen sind kreativer. Im Jahr 2006 bat die Katholische Universität vom Heiligen Herzen in Mailand Teilnehmer verschiedener Altersstufen, Bilder zu vervollständigen, die nur aus gekrümmten und geraden Linien bestanden. Morgenmenschen (die auch Lerchen genannt werden) erzielten durchschnittliche Ergebnisse, während Nachtmenschen (Eulen) wesentlich mehr Kreativität zeigten. Prof. Marina Giampietro erklärt dies mit der Abweichung von der Norm, die zur Folge hat, dass diese Menschen unkonventionell denken und originelle Lösungen finden.
Sie können sogar einen höheren Intelligenzquotienten aufweisen. Lerchen sind vielleicht proaktiv und freundlich, die ruhigen Eulen punkten aber mit einem hohen IQ. Satoshi Kanazawa von der London School of Economics and Political Science entdeckte eine Verbindung zwischen Intelligenz und spätem Schlaf. Schüler von 80 Mittel- und Oberschulen wurden zu ihren Einschlaf- und Aufwachzeiten an Wochenenden und Wochentagen befragt. Beim Vergleich der Schlafrhythmen der Kinder zeigte sich, dass die schlausten Schüler spät schlafen gingen, während jene mit einem niedrigen bis durchschnittlichen IQ zu normalen Zeiten ins Bett gingen.
Sie sind auch mental stärker. Laut einer Studie der Universität Lüttich in Belgien sind Eulen aufmerksamer als Lerchen. Um das zu ermitteln, wurden die Reaktionszeiten der beiden Gruppen am Vor- und Nachmittag getestet. Die Tests wurden eineinhalb und zehneinhalb Stunden nach der Aufwachzeit jeder Gruppe durchgeführt. Bei den morgendlichen Tests erzielten beide Gruppen dasselbe Ergebnis, am Abend lieferten die Eulen aber deutlich bessere Resultate. Ja, das bedeutet, dass Eulen auch spätabends lange Strecken fahren und Sie sicher an Ihr Ziel bringen können.
Von wegen schwach und unausgeschlafen! Eulen sind auch körperlich stark. Man könnte vermuten, dass Eulen immer müde sind, eine Studie der Universität von Alberta beweis allerdings das Gegenteil. Eine Untersuchung der Beinstärke von Lerchen und Eulen ergab, dass Lerchen zwar den ganzen Tag über dieselbe Kraft aufbringen können, Eulen am Abend aber vielversprechende Ergebnisse liefern. Grund dafür ist, dass der motorische Cortex und das Rückenmark zu später Stunde besser zusammenarbeiten – genau zu jener Zeit, in der Eule den Höhepunkt des Wachzustands erreicht. Lerchen erleben diese Kombination leider nicht.
Eulen können auch besser logisch denken. Die Universität Madrid führte eine Studie mit 1.000 Jugendlichen durch, bei der Schlafmuster vor Prüfungen untersucht wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass Eulen beim induktiven Denken punkten, welches mit der allgemeinen Intelligenz in Verbindung steht.
Ein Nachtmensch zu sein, könnte in Ihren Genen liegen. Eine in Science Daily veröffentlichte Studie behauptet, dass eine Mutation der CRY1-Gene die innere Uhr des Körpers durcheinanderbringen könnte. Menschen mit dieser Genmutation, werden später müde. Laut der Autorin, Alina Patke vom Laboratory of Genetics der Rockefeller University, sind die Tage für Träger dieses Gens länger, weshalb sie ihr ganzes Leben versuchen, „aufzuholen“.
Ein weiterer Grund für das späte Aufstehen? Zu viel Adenosin, ein Hormon, uns aufgrund des homöostatischen Schlafvorgangs, der uns müde macht, wach hält. Je länger Sie wach sind, desto mehr Adenosin sammelt sich in Ihrem Körper an.
Ganz egal, ob Sie von Natur aus ein Nachtmensch sind oder diese Gewohnheit erst vor kurzem entwickelt haben: das späte Schlafengehen hat sowohl geistig als auch körperlich viele Vorteile. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie auf dringend benötigten Schlaf verzichten sollten. Machen Sie am Nachmittag ein Nickerchen und schlafen Sie am Wochenende richtig lange aus.