Du denkst vielleicht, dass Schlafen so unkompliziert ist wie das Ausschalten einer Glühbirne. Deine Glühbirne. Aber hinter den Kulissen passieren erstaunliche Dinge von Deinem Kopf bis zu Deinen Zehen, die Dich bevor Du aufwachst schweigend zurück in Spitzenform bringen.
Wie die Elfen, die wundersamerweise Schuhe um Mitternacht reparieren, repariert Dein Körper Dich auf wundersame Weise, während Du schläfst. In gewissem Maße ist Dein Gehirn wacher als je und arbeitet seine Funktionen aus, um Dir zu helfen, Dich zu erinnern, zu lernen und zu reagieren.
„Dein Gehirn ist während des Schlafes wirklich sehr aktiv und mit wichtigen Dingen beschäftigt – es geht nicht nur um Ausruhen“, veröffentlichte neurologischer Professor der Columbia University Carl W. Bazil. „Und wenn Du keinen Schlaf bekommst, funktionierst Du auf mehreren Ebenen nicht so, wie Du solltest.“
Wenn Du für den Tag Schluss machst, läuft Dein Gehirn weiter und kümmert sich um eine ernsthafte Tätigkeit, die Konsolidierung genannt wird. Hier verarbeitet Dein Verstand die Informationen des Tages und speichert sie für die spätere Verwendung. Laut Sleep.org ist es während nächtlicher Schlummer, dass Dein Gehirn Daten einschließt, die während des Tages nicht verwurzelt werden konnten (wie jene schwer zu merkenden Passwörter). Wenn Du planst, die Nacht durchzumachen, überlege es Dir nochmals. Laut dem Berkeley-Schlafforscher Dr. Matthew Walker könnte Deine Fähigkeit, neue Informationen zu erfassen, in den späten Stunden um bis zu 40 % sinken.
Wie beim Speichern einer Datei auf dem Computer festigt der Schlaf Informationen für besseren Wiederaufruf. Er hilft auch dem Gehirn, neue Erinnerungen zu bilden. Während des Schlafes wertet Dein Gehirn die für Dich wichtigsten Erfahrungen auf und stuft jene herab, die nicht so wichtig sind. Der Hippocampus, Gedächtnisentwickler und Konsolidator des Gehirns, arbeitet sowohl im REM- als auch im Nicht-REM-Schlaf. Wenn Du Dich besser erinnern willst, mache ein Nickerchen.
Du kannst keine Entscheidungen treffen? Überschlafe es
Die Zeitschrift Current Biology enthüllt, dass das menschliche Gehirn komplexe Reaktionen während des Schlafes verarbeitet und diese Daten verwendet, um Dir zu helfen, im Wachzustand bessere Entscheidungen zu treffen. Um dies zu beweisen, baten die Forscher die Teilnehmer, gesprochene Wörter in Kategorien einzuteilen, einmal handelte es sich um Tiere und Objekte, beim nächsten Experiment waren es echte und erfundene Wörter. Sobald sich der Vorgang mehr und mehr automatisierte, wurde es den Teilnehmern erlaubt, während der Übung in einem dunklen Raum einzuschlafen.
Während die Teilnehmer eingeschlafen waren, wurden Worte der oben genannten Kategorien weiterhin abgespielt, die im Wachzustand noch nicht behandelt wurden; gleichzeitig wurde die Aktivität in den motorischen Bereichen des Gehirns der Teilnehmer überwacht. Es wurde festgestellt, dass die Gehirne der Teilnehmer weiterhin Antworten für die Wörter vorbereiteten, die sie im Schlaf hörten. Überraschenderweise erinnerten sich die Teilnehmer beim Aufwachen nicht an die Wörter, die sie im Schlaf gehört hatten, obwohl sie sich aber an die erinnern konnten, die sie im Wachzustand gehört hatten. Die Forscher konnten daraus folgern, dass unser Gehirn, selbst wenn wir bewusstlos sind, komplexe Informationen verarbeiten kann.
Temperatur und Gewicht sinken im Schlaf
Du fühlst Dich kühler? Deine Körpertemperatur sinkt, wenn Du schläfst. Warum? Der Hypothalamus steuert die Körpertemperatur während des ganzen Tages, aber der Schlaf wird nur hervorgerufen (dank Melatonin), wenn die Kerntemperatur sinkt. Dieses Phänomen erstreckt sich vom Nicht-REM- bis zum REM-Schlaf; je länger die Nicht-REM-Episode, desto mehr sinkt die Temperatur ab. Deine niedrigste Körpertemperatur erlebst Du zirka zwei Stunden vor dem Aufwachen.
Dr. Michael Breus, Autor des Buches The Sleep Doctor's Diet Plan: Lose Weight Through Better Sleep (Diät-Plan des Schlafdoktors: Abnehmen durch besseren Schlaf), enthüllt, dass Du während des Schlafes Wasser durch die Atmung und das Schwitzen in feuchte Luft verlierst. Das Gleiche geschieht zwar auch im Wachzustand, nur machen es hier Mahlzeiten schwer zu bemerken. Wenn Du abnehmen willst, empfiehlt Dr. Breus mindestens sieben Stunden Schlaf, um die beste Wirkung zu erzielen.
Nach Angaben der National Sleep Foundation führt der Körper während des Schlafes erholsame Prozesse durch. Während der dritten Schlafphase steigen Deine Herzfrequenz und Dein Blutdruck an. Die Atmung wird langsamer, die Muskeln entspannen sich und der Körper ist vollkommen ausgeruht. Dadurch kann sich Dein Kreislauf- und Herzsystem zusammen mit anderen Funktionen selbst reparieren. Experten sagen, dass eine gute Menge an Schlaf dank Zytokinen das Risiko von Herzerkrankungen reduziert und helfen kann, Dein Immunsystem zu stärken. Dieses kleine Protein wird nur im Schlaf freigesetzt und hilft den Körper vor Entzündungen, Infektionen und Traumata zu schützen.
Du wirst es nicht bemerken, aber Du kannst im Schlaf wachsen. Das Wachstumshormon, das für die Muskel- und Knochenentwicklung unerlässlich ist, wird nämlich im Schlaf freigesetzt. Ein weiterer Grund: Die Scheiben in Deiner Wirbelsäule rehydrieren und werden größer, da das Gewicht Deines Körpers nicht auf sie drückt. „Wenn Du eine feste Matratze hast, kann es für das Wachstum am besten sein, auf der Seite in der fetalen Position zu schlafen, um die Belastung auf dem Rücken zu verringern“, schlägt Dr. Breus vor.
Hast Du Dich jemals gewundert, warum Du für ganze sieben Stunden nicht auf die Toilette gehen musst? Dies ist dank des antidiuretischen Hormons ADH möglich, das den häufigen Harndrang unterdrückt. Es wird vom Gehirn unter der körpereigenen biologischen Uhr aktiviert, damit Du bequem schlafen kannst. Andererseits neigt man dazu, sich aufgebläht zu fühlen. Der Grund? Die analen Schließmuskeln neigen dazu, sich während des Schlafs zu lockern. Das Gute ist, dass man es nicht wirklich riechen wird: die Sinne werden reduziert, sodass Du Dich nicht um Deine Winde oder die Deines Partners sorgen musst.
Während Perioden von Nicht-REM und REM fühlt sich Dein Körper vollständig gelähmt, aber Du kannst auch eine plötzliche Ganzkörper-Zuckung erleben. Dieses Phänomen ist als „Einschlafzuckung“ bekannt und findet statt, wenn sich Muskeln plötzlich kontrahieren. Experten glauben, dass dies etwas mit Angst zu tun hat. Um das zu vermeiden, beruhige Deine Nerven nach einem stressigen Tag mit einem beruhigenden Tee oder dem ruhigen Duft von Blumenkerzen.
Welcher Duft ist gut für Schlaf? Versuche es mit Lavendel, Kamille oder Eukalyptus.
Schlaf und Haut
Die Magie endet nicht hier. Der Schlaf ist auch eine Zeit für die Entgiftung und Reparatur der Haut. Während die Leber an der Arbeit ist, die Giftstoffe aus unserem Körper zu verwerfen, erneuert sich die Haut an der Oberfläche mit dem Prozess der Zellmitose. In diesem Stadium benötigen die Zellen am meisten Nährstoffe. Wenn Du gut ausgeruht bist, ist Dein Cortisolspiegel niedrig, was bedeutet, dass der Heilungsprozess Deines Körpers weniger gestört wird. Kollagen wird produziert und Deine Haut ist empfänglicher für die Seren und Lotionen, die Du zur Hautpflege verwendest. Es gibt also einen guten Grund, warum weniger Schlaf zu Verschlechterungen in der Haut führt.
Am besten verwendest Du Gesichtscremen, die reich an Retinol und Glykolsäure sind, um mit einer strahlenden Haut aufzuwachen.